Kanada befindet sich auf dem Weg in eine Immobilienkrise

In den einstmals gern gesehenen Sendungen über Auswanderer im deutschen Privatfernsehen, galt Kanada als das begehrteste Land knapp hinter den USA. Doch damit ist es jetzt vorbei.

Der einstmals boomende Immobilienmarkt in Kanada ist nicht mehr vorhanden. Insbesondere im Westen Kanadas im Raum Vancouver war der Boom des Betongolds schon fast legendär. Chinesische Anleger kauften unbesehen einfach alles, um ihr Geld im Ausland zu bunkern. Das trieb die Preise in Vancouver in die Höhe. Aber diese goldenen Zeiten für Immobilienmakler sind endgültig vorbei. Die Immobilienverkäufe in Vancouver fielen im März 2019 um 31,4 %. Das ist der schlechteste Wert seit 1986 und 46 % unter dem Durchschnittswert für diesen Monat in den letzten 10 Jahren. Aber auch die Immobilienpreise gingen im durchschnittlich um 10,5 % zurück. Im Osten Kanadas in Toronto sieht der Immobilienmarkt zwar noch etwas stabiler aus, aber auch hier sind die besten Zeiten vorbei. Kanada ist hinter Australien das zweite prominente Opfer der Wirtschaftskrise in China.

Während der kanadische Häusermarkt zunehmend stottert, kommen auch die hoch verschuldeten Verbraucher zunehmend unter Druck. Die Verschuldung der kanadischen Haushalte lag im vergangenen September mit 100,2 % vom Bruttosozialprodukt an der Spitze der G7-Staaten. Am nächsten kommt diesem Wert noch Großbritannien mit 86,5 % und dies ist wiederum für uns in der EU sehr interessant. Der Prozentsatz des verfügbaren Einkommens, welcher für Tilgungen und Zinszahlungen aufzuwenden ist, stieg in Kanada folgerichtig auf 14,9 % an. Er ist damit nicht mehr sehr weit von seinem Höchstwert im Krisenjahr 2007 entfernt. Es ist immer das gleiche Muster und jedes Mal überrascht es alle Ökonomiker (Komiker der Ökonomie) der Welt eiskalt.

Die enorme Schuldenlast drückt selbstverständlich auch auf das Konsumverhalten der Kanadier. Die Zahlungsausfälle bei Autokrediten nahm auf 0,97 % zu. Auch dies ist der höchste Wert seit 2009, dem Jahr nach der ersten Finanzkrise von 2008. Gleichzeitig bestanden 36 % aller neuen kanadischen Autokredite im vierten Quartal 2018 aus Leasingverträgen, welche einen im Gegensatz zu einem Autokredit von der Übernahme des Fahrzeuges am Ende der Laufzeit befreit. Das war der höchste Wert seit 2007, dem Jahr vor der Finanzkrise. Der Trend der kanadischen Konsumenten geht ganz klar in Richtung einer möglichst geringen monatlichen Belastung. Das ist ein klares Anzeichen für eine ungewisse Zukunft, in welcher man keine zusätzlichen Einnahmen erwartet.

Bei den Zahlungsausfällen für Kreditkarten in den letzten 90 Tagen gab es im Februar 2019 mit 0,79 % noch keine Anzeichen für eine Verschlechterung. Dieser Wert lag mit 0,09 % unter dem des Vorjahres mit 0,88 %. Aber die kanadischen Konsumenten verringerten ihre monatlichen Tilgungsraten auf 38 %, welche sich im Oktober 2018 durchschnittlich noch bei 50 % lagen. Das ist wiederum der schlechteste Wert seit 2015. Abschließend erhöhte sich die Zahl der Privatinsolvenzen in Kanada im Februar 2019 um 5,4 % zum Vorjahr.

Dieses wirtschaftliche Umfeld hinterließ natürlich auch bei den kanadischen Banken deutliche Bremsspuren. Die Hypotheken für Häuser wuchsen im Februar 2019 nur noch um 3,2 %. Das war der niedrigste Wert seit dem Beginn der großen Krise im Jahr 2001. Das war übrigens gerade noch die Hälfte der einstmaligen monatlichen Wachstumsrate von 6 %, welche zu Beginn des Immobilienbooms im Jahr 2009 diese Branche verwöhnte. Weil die Immobilien-Hypotheken jedoch das „Butter und Brot“ Geschäft der kanadischen Banken waren, bekommen jetzt auch diese die Krise deutlich zu spüren.

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