Forscher an der Universität Toronto haben unsere Fähigkeit untersucht, wie wir Bedrohungen in unserer Umgebung erkennen.
Diese Untersuchung zeigte, dass es sich dabei um einen Wesenszug handelt, welcher in der Geschichte der Menschheit von einer an die nächste Generation weitergegeben wurde.
Diese Eigenschaft hilft den Menschen, rasch mögliche Gefahren zu identifizieren.
Dieses Forschungsteam von der Fakultät für Psychologie kam zum Ergebnis, dass vertikale Linien mit Winkel eine Gefahr darstellen, während lange und glatte horizontale Linien für Sicherheit stehen.
Der Grund hierfür besteht darin, dass winklige Linien und Formen mit Felsen assoziiert werden.
Unebenes Gelände und Vegetation werden mit möglichen Verstecken von Raubtieren in Verbindung gebracht.
Und die sind gefährlich.
Horizontale Linien mit freien Flächen wie zum Beispiel Strände oder Savannen können schon von weitem besser eingesehen werden und deshalb können sich dort Feinde schlechter verstecken.
„Bei früheren Erhebungen zu diesem Thema gelangte man zum Ergebnis, dass lineare rechtwinklige Elemente als Bedrohung aufgefasst wurden, weil man darin Schlangen, Dornen und Ähnliches gesehen hatte.“
Dies sagte Claudia Damiano, welche die Leitautorin einer wissenschaftlichen Arbeit ist, in welcher die Ergebnisse eines Experiments beschrieben wurde, das bereits durchgeführt wurde, als sie selbst noch Psychologie studierte.
Ziemlich bald werden Sie sich mit diesem Thema der Erkennung von Gefahren in Ihrem täglichen Alltag beschäftigen müssen.
Sie befinden sich nämlich in der Realverfilmung der Matrix und müssen sich schon heute für die rote oder die blaue Pille entscheiden.
Eine blaue Pille bekommen Sie am Ende des Artikels in Form eines Videos geschenkt.
Und damit zurück zu Claudia Damiano:
„Haben sie erst einmal erkannt, dass sie eine Schlange vor sich sehen, dann ist es möglicherweise bereits zu spät.“
„Deshalb setzten wir in diesem Erkenntnisprozess etwas früher an und zeigten den Probanden aus dem Blickwinkel desjenigen, welcher gerne überleben möchte, wie er das schon vorher erkennen kann, indem er die Zusammenhänge versteht.“
Damiano arbeitet augenblicklich an der Katholischen Universität (KU Leuven) in Belgien und hat zusammen mit Associate Professor Dirk Bernhardt-Walther und Professor William Cunningham einen Artikel in Nature Journal Scientific Reports veröffentlicht.
„Wir wissen seit einiger Zeit, dass die Menschen ganz schnell emotionale Inhalte verarbeiten können, und zwar in weniger als einer Sekunde.“
Sagte Cunningham, „aber wir wissen nicht, wie die Menschen das mit komplexen Vorgängen umsetzen können.“
Diese Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass wir Anhaltspunkte verwenden, um uns ein Bild von etwas zu machen, bevor wir richtig wissen, was wir da gerade wirklich anschauen.
Die Forscher verwendeten Fotos des International Affective Picture System (IAPS) für ihre Forschungsarbeiten.
Ein emotionale Reaktion auf ein IAPS Foto wurde wie folgt verarbeitet:
wie intensiv der Zuschauer darauf reagierte
wie unangenehmen oder wie angenehm sich der Betrachter dadurch fühlte
und ob die Bilder Gefühle der Hilflosigkeit verursachten oder das genaue Gegenteil.
Mit einer entsprechenden Übersicht kann man sich besser in offenen Landschaften zurechtfinden und auch besser fliehen, als in felsigem Gelände oder gar im Unterholz, sagte Bernhardt-Walther.
Damiano und ihre Kollegen entwarfen mit Linien skizzierte Versionen der IAPS Fotos, ohne dabei jedoch Farben, Beschriftungen, erkennbare Objekte oder andere Details zu verwenden.
Die Zeichnungen wurden auf der Basis der Forschungsergebnisse von Berhnard-Walther aus einer seiner früheren Arbeiten erstellt.
In diesen Forschungsarbeiten kam heraus, dass die einfachen Linien entscheidend für die visuelle Wahrnehmung einer Szenerie sind.
Anschließend bat man die mehr als 300 Versuchspersonen darum, die neuen Zeichnungen zu bewerten.
Zeichnungen mit langen glatten horizontalen Linien wurden als positiv und sicher eingestuft.
Die Skizzen mit kurzen verwinkelten Linien wurden als negativ und bedrohlich bewertet.
„Wir entwickelten Szenen ohne bestimmte Formen der inhaltlichen Visualisierung“, sagte Bernhardt-Walther.
„Und diese Abbildungen mit einfachen Merkmalen reichten in der Tat aus, um emotionale Reaktionen auszulösen.“
„Dies zeigte uns, dass diese speziellen Merkmale in einer Zeichnung den Menschen bei ihrer Entscheidungsfindung behilflich sind, um mögliche Bedrohungen in einer Umgebung beurteilen zu können.“
„Studien haben gezeigt, dass den Menschen allgemein die Zeichnungen von Landschaften eher zusagen, als die Darstellung anderer Motive und das gilt für alle Völker.“
Sagt Bernhardt-Walther.
„Möglicherweise mögen wir Landschaften mit horizontalen Linien mehr, weil unsere Vorfahren dort vor Generationen einmal aufgewachsen sind.“
„Und das ist irgendwo im Hinterkopf noch immer abgespeichert.“
Abschließend noch der versprochene Hinweis auf die blauen Pillen, welche zum Verweilen in der Matrix animieren und uns falsche Prophezeiungen liefern: