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August 24, 2022
Ereilt uns etwa das gleiche Schicksal, welches zum Untergang der Mayas führte?
Es sieht ganz danach aus, aber wen interessiert das heute noch?
Die anhaltende Dürre hat wahrscheinlich dazu beigetragen, den Bürgerkrieg und den anschließenden politischen Zusammenbruch von Mayapan, der alten Hauptstadt der Maya auf der Halbinsel Yucatán, zu beschleunigen.
Das legt zumindest eine neue Studie in Nature Communications nahe, die mit der Hilfe eines Archäologen der Universität von Albany veröffentlicht wurde.
Mayapan diente im 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts etwa 20.000 Mayas als Hauptstadt, brach dann jedoch zusammen und wurde aufgegeben, nachdem eine rivalisierende politische Fraktion, die Xiu, die mächtige Cocom-Familie massakriert hatte.
Umfangreiche historische Aufzeichnungen belegen, dass dieser Zusammenbruch angeblich irgendwann zwischen 1441 und 1461 stattfand.
Aber neue Beweise zeigen, dass die Dürre im Jahrhundert zuvor eine größere Rolle beim Untergang der Stadt gespielt haben könnte, als bisher bekannt war.
Marilyn Masson, eine Archäologin und Professorin und die Vorsitzende der Abteilung für Anthropologie von Universität Albany, half bei der Gestaltung dieser Untersuchung und sie ist die Mitautorin der Studie, die von einem internationalen Team interdisziplinärer Forscher unterstützt wurde.
Sie untersuchten historische Dokumente auf das Vorhandensein von Aufzeichnungen über Gewalt ab und untersuchten menschliche Überreste aus dieser Gegend und jener Zeit auf Anzeichen traumatischer Verletzungen.
Masson, die als Hauptermittlerin für das Proyecto Económico de Mayapan fungiert, sagte, sie und das Team hätten flache Massengräber und Beweise für brutale Massaker an monumentalen Bauwerken in der ganzen Stadt gefunden.
„Einige wurden mit Messern im Becken und Brustkorb aufgebahrt und andere Skelettreste wurden zerhackt und verbrannt“, sagte sie.
„Sie haben nicht nur die Körper zerschmettert und verbrannt, sondern auch die Abbilder ihrer Götter zerstört und verbrannt.
Es ist im Grunde eine Form der doppelten Schändung.“
Da war jemand also ganz offensichtlich ziemlich sauer.
Aber das war nicht die schockierendste Entdeckung für diese Forscher.
Das geschah erst, als Douglas Kennett, der Hauptautor der Studie an der Anthropologieabteilung der University of California Santa Barbara, die Skelette mit Beschleuniger-Massenspektrometrie, einer fortschrittlichen Form der Datierungstechnologie mit Radiokohlenstoff, datierte und herausfand, dass sie etwa 50 bis 100 Jahre früher lebten als die Geschichte der Stadt auswies.
Deren Niedergang fand erst Mitte des 15. Jahrhunderts statt.
Ein Jahrhundert später wurde übrigens Europa von einer beispiellosen Dürre heimgesucht, die 11 Monate andauerte.
„Also fingen wir an, uns zu fragen, warum?
Weil dies ein Fall ist, in welchem die Archäologie etwas enthüllt, das in der Geschichte nicht erwähnt wurde“, sagte Masson.
Was aber laufend der Fall ist, wie wir heute wissen, doch Mainstream-Historiker kommen mitunter ihr ganzes Leben lang nicht auf den entscheidenden Trichter.
Es gibt viele ethnohistorische Aufzeichnungen, die den gewaltsamen Untergang und die Aufgabe der Stadt um 1458 belegen, sagte sie.
Aber die neuen Beweise für Massaker bis zu 100 Jahre vorher, zusammen mit Klimadaten, die eine anhaltende Dürre um diese Zeit ergaben, ließen das Team vermuten, dass Umweltfaktoren eine Rolle gespielt haben könnten.
Paläo-„Klimawissenschaftler“ konnten die jährlichen Niederschlagsmengen aus dieser Zeit mithilfe eines Prozesses berechnen, der sich auf die Kalzit-Ablagerungen in nahe gelegenen Höhlen stützte und fanden Hinweise auf einen Trend trockener Jahre im gesamten 14. Jahrhundert.
Insbesondere fanden die Forscher einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer Dürreperiode und einem erheblichen Bevölkerungsrückgang von 1350 bis 1430 heraus.
Die Maya waren beim Tierfutter stark von Mais abhängig, der nur mit genügend Regen gedeiht und zusätzlich fehlte es noch an einer zentralisierten langfristigen Getreidespeicherung.
Es wird deshalb angenommen, dass die Auswirkungen der Niederschlagsmengen auf die Nahrungsmittelproduktion mit menschlicher Migration, Bevölkerungsrückgang, Kriegsführung und politischen Machtverschiebungen zusammenhingen, heißt es in der Studie.
„Es ist nicht so, dass Dürren automatisch soziale Konflikte verursachen, aber sie schaffen die Bedingungen, unter denen es zu Gewalt kommen kann“, sagte Masson.
Wer hätte das nur gedacht?
Die Autoren der Studie schlugen vor, dass die Xiu, die die letzten tödlichen Angriffe auf die Cocom starteten, die Dürren und die darauf folgenden Hungersnöte nutzten.
Sie schürten damit die Unruhen und Rebellionen, die im 13. Jahrhundert zum Massensterben und zur Abwanderung aus Mayapan führten.
„Ich denke, die Lektion ist, dass Not auf die schlimmste Art und Weise politisiert werden kann“, sagte Masson.
„Es schafft Möglichkeiten für Rücksichtslosigkeit und kann dazu führen, dass sich Menschen gewalttätig gegeneinander wenden.“
Es wäre für arme Länder wie Mexiko vielleicht irgendwie wichtiger, sich mit der Gegenwart zu beschäftigen als Geld für sinnlose Spekulationen über die Vergangenheit zu verschwenden.
Nach dieser Zeit der Dürre und Unruhen scheint sich die Stadt jedoch mit der Hilfe ausreichender Niederschlagsmengen um 1400 kurzzeitig erholt zu haben, schrieben die Autoren.
„Mayapan war ziemlich flexibel, bevor die Dürren in den 1420er Jahren zurückkehrten und den letzten Nagel in den Sarg trieben“, sagte Masson.
„Sie hatten nicht genug Zeit, um sich zu erholen und die Spannungen waren immer noch da, deshalb konnte die Stadtregierung einen weiteren derartigen Kampf einfach nicht überleben.
Aber fast wäre es geglückt.“
Da eine Ernährungsunsicherheit, für soziale Unruhen und eine Migration führen kann, sollte man untersuchen, wie andere Imperien mit Umweltproblemen umgegangen seien, fügte Masson noch an.
Die Azteken zum Beispiel überlebten den berüchtigten „Hunger des Kaninchens“, der durch eine katastrophale Dürre im Jahr 1454 verursacht worden war.
Der Kaiser gab dem Volk seine Lebensmittelvorräte aus der Hauptstadt, um die Bürger zu ernähren und ermutigte sie zu fliehen, als diese zur Neige gingen, sagte Masson.
Viele verkauften sich an der Golfküste in die Sklaverei, wo die Bedingungen besser waren.
Sie kauften sich aber schließlich frei, kehrten in die Hauptstadt zurück und das Imperium war stärker als je zuvor.
Diese Strategie der Azteken ermöglichte wahrscheinlich ihr Überleben, sagte Masson.
„Insgesamt argumentieren wir, dass die menschlichen Reaktionen auf die Dürre auf der Halbinsel Yucatan sehr komplex waren“, ist das Fazit dieser Studie.
„Einerseits hat die Dürre in Mayapan zivile Konflikte und ein institutionelles Scheitern ausgelöst.
Doch selbst nach dem Fall von Mayapan blieb trotz Dezentralisierung, Lockdowns mangels Geld zur Auswanderung, vorübergehenden Ausfällen in der Logistikkette für den Handel und anhaltenden militärischen Konflikten ein widerstandsfähiges Netzwerk kleiner Maya-Staaten bestehen, auf das die Europäer im frühen 16. Jahrhundert stießen.“
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