Ist das der lebende Beweis dafür, dass unser Bildungssystem teilweise nutzlos ist?
Er selbst bemerkte das in der Nachhilfe mehrfach, weil er nachweislich ziemlich intelligent ist und die Prüfungsaufgaben für den Hauptschulabschluss immer wieder als Witz empfand.
Und dafür geht man 10 Jahre auf die Schule, fragte er fast jede Stunde?
Die interessantesten Geschichten schreibt wirklich immer das Leben und diese hier begann wie folgt:
Zuerst gab es ein Casting und ich hatte weder eine Ahnung, worum es ging, noch die zeitlichen Kapazitäten für ein tägliches Homeschooling.
Weil er angeblich in der Auswahl seiner Lehrkräfte sehr eigen war, machte ich mir auch gar keine Illusionen darüber, dass ich ausgewählt werden könnte.
Ich bewerbe mich jedoch grundsätzlich immer bei interessanten Ausschreibungen und entscheide mich erst später, ob ich es dann auch tatsächlich durchziehen werde.
Interessanterweise entsprach nur ich seinen Erwartungen und weil es zunächst nur um zwei Stunden in der Woche ging, gab es noch Platz in meinem Terminkalender, weil jede Woche immer mindestens 1 Stunde ausfällt.
Für mich ist es immer nur wichtig, ob ein Jugendlicher auch wirklich Nachhilfe haben möchte, weil eine von den Eltern verordnete Nachhilfe in der Regel ein echter Rohrkrepierer ist.
Und diese Erfahrung macht man in der Nachhilfe tunlichst nur einmal, weil das durch ein paar gezielte Fragen vermeidbar ist.
In seinem Fall war es ganz offensichtlich, dass sein Wille unübersehbar vorhanden war, aber es sollten schon sehr bald noch ganz andere Probleme auftauchen.
Denn das war eine für mich bis dahin völlig unbekannte Welt.
Trotz der Schulpflicht in Deutschland gibt es nämlich eine nicht unerhebliche Zahl von Kindern in Deutschland, welche dieser Pflicht nicht nachkommt.
Für diese Zielgruppe gibt es deshalb in jedem Bundesland eine Flex-Fernschule, in welcher man noch auf den letzten Drücker einen Abschluss machen kann.
Und darauf sollte ich ihn bis zur Jahresmitte in allen Fächern vorbereiten.
Schon in der ersten Stunde in Deutsch bei einer Erörterung einer Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert war mir klar, dass ich hier entweder einen falschen Lebenslauf erzählt bekommen habe oder er überdurchschnittlich begabt sein musste.
Er war erkennbar kreativer und besser in der Rechtschreibung als mindestens die Hälfte aller Schüler und Schülerinnen in ganz Deutschland in allen Schulformen, d.h. bis hin zum Gymnasium hinauf.
Und seine Englischkenntnisse waren sehr gut.
Beides dürfte einem aber gar nicht in der freien Wildbahn außerhalb unseres Bildungssystems vor die Flinte laufen.
So weit, so gut.
Wieder einmal hatte ich mich jedoch viel zu früh gefreut, weil sich nach 2 Wochen herausgestellt hatte, dass er auf Drogenentzug war und an einem Wochenende rückfällig geworden war.
Das führte zu Problemen mit der Justiz und zu einem ersten Abbruch der Nachhilfe, weil er in eine Entzugsklinik gehen sollte.
Irgendwie konnte das dann zumindest vorerst noch aufgeschoben werden, aber dann sollte plötzlich auch noch die Finanzierung der Nachhilfe umgestellt werden.
David lebte bei einem Vater auf Zeit, welcher damit seinen Lebensunterhalt verdiente, aber mit dem Management der Nachhilfe in diesem Chaos ziemlich überfordert war.
Er konnte in diesem Trubel jedoch in aller Ruhe noch eine staatliche Finanzierung für einen Wochenendurlaub auf Malta in die Wege leiten, was ich nicht gut fand.
Die Sollbruchstelle war schließlich erreicht, als ich für meine Dienstleistungen auch noch in Vorleistung gehen sollte, was angesichts des Malta Trips nicht akzeptabel war.
Mein Vertrag kam dann sehr verspätet doch noch an und ließ durchaus erahnen, dass man damit gutes Geld ohne erkennbare Kontrollen verdienen konnte.
Also ein echtes Paradies für die Abzocker von Staatsknete.
Doch diese Zeiten sind schon bald vorbei, wie Sie in meinem Blog http://www.ag-news.de lesen können und deshalb habe ich auf diesen Auftrag sehr gerne verzichtet.